Klimaatlas NRW - Newsletter Nr. 37

Der Februar 2024 fiel als Wintermonat in NRW komplett aus. Bedingt durch eine sehr stabile Westwetterlage liegt der wärmste bisher gemessene Februar hinter uns. Aufgrund des sehr warmen Wassers im Nordatlantik bildeten sich immer neue, starke und niederschlagsreiche Tiefdruckgebiete, die dann in rascher Folge ihre Regengebiete und vor allem dauerhaft milde Temperaturen nach NRW brachten. Als weitere Folge dessen schien die Sonne abermals nur unterdurchschnittlich. Dagegen trieben die ersten Pflanzen so früh aus wie selten zuvor.

Dauerhaft milde Temperaturen führten dazu, dass die Durchschnittstemperatur des Februar 2024 bei für die Jahreszeit ungewöhnlich hohen 7,5 °C lag. Damit lag dieser Monat sage und schreibe 5,7 K über (im sechsten Jahr in Folge) dem Mittelwert der Referenzperiode 1961-1990 und noch immer 4,7 K über dem Wert der aktuellen Klimanormalperiode 1991-2020. Das bedeutet klar Platz 1 und somit den nächsten Rekord. Annähend mithalten kann hier nur der Februar 1989, der nun auf Platz 2 verdrängt wurde.

Dem aktuellen Trend folgend war auch der Februar 2024 wieder „zu nass“. Damit war dieser Februar der achte zu nasse Monat in Folge! Es fielen kontinuierlich Niederschläge, die sich somit gut über den Monat verteilten. Größere Regenspitzen blieben aus, auch wenn einige Flüsse zwischenzeitlich wieder ein leichtes Hochwasser entwickelten. Insgesamt fielen über das Land gemittelt im Februar 2024 104 l/m² Niederschlag, das sind 82 % (+47 l/m²) mehr Niederschlag als in der Referenzperiode 1961-1990 und auch 55 % (+37 l/m²) mehr als in der aktuellen Klimanormalperiode 1991-2020. Dennoch belegt der Februar 2024 in der Rangliste „nur“ Platz 16 der niederschlagsreichsten Februarmonate seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1881.

Aufgrund der durchgehenden Tiefdrucklage und der damit verbundenen Regenfälle fällt die Sonnenscheinbilanz für den Februar 2024, nach drei eher sonnigen Februaren in den letzten Jahren, deutlich unterdurchschnittlich aus. Nur ein vergleichsweise sonniges Monatsfinale verhinderte hier noch schlechtere Werte. So kam der Februar 2024 im Landesmittel auf lediglich 41 Sonnenstunden. Das sind 31 Stunden weniger als im Schnitt der beiden betrachteten Vergleichsperioden. Somit landet dieser Februar auf Platz 6 der dunkelsten Februare seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1951.

Dass der Februar 2024 nicht als Wintermonat bezeichnet werden kann, belegen auch die Werte der beiden beobachteten Stationen. So gab es in Köln (VKTU) weder einen Frosttag und schon gar keinen Eistag. Und auch im sauerländischen Warstein (WAST) wurden für einen Februar mit lediglich zwei Frosttagen erstaunlich wenige verzeichnet. In Köln lag die Tiefsttemperatur 4 °C höher als im Februar 2023, die Höchsttemperatur mit 16,4 °C allerdings knapp unter der des vergangenen Jahres. In Warstein war die Tiefsttemperatur mit -1,9 °C fast drei Grad Celsius höher als letztes Jahr, die Höchsttemperatur mit 14,3 °C allerdings fast zwei Grad Celsius niedriger als im Februar 2023.

Alle Grafiken und Tabellen finden Sie wie immer im vollständigen Witterungsverlauf. Die Übersicht zur Einordnung weiterer Monate und Jahreszeiten, basierend auf den Daten des DWDs, finden Sie hier.

Der Winter 2023/2024 reiht sich, letztlich wenig überraschend, auf den Treppchen bei Temperatur und Niederschlag ein. Alle drei zurückliegenden Monate waren deutlich zu warm und letztlich zu nass. Bei der Temperatur wichen vor allem der Dezember und insbesondere der Februar deutlich von den Durchschnittswerten ab. Dagegen war der Dezember der mit Abstand nasseste der vergangenen drei Monate, was zu einer ausgeprägten Hochwasserlage führte. Beim Sonnenschein gab es im Winter 2023/2024 etwas Licht und viel Schatten.

Die Durchschnittstemperatur lag in NRW im Winter 2023/2024 bei 5,2 °C. Das bedeutet positive Abweichungen von +3,5 K gegenüber der Referenzperiode 1961-1990 und +2,5 K in Bezug auf die aktuelle Klimanormalperiode 1991-2020. Gemeinsam mit dem Winter 2020/2021 landet dieser Winter damit auf Rang 2 der wärmsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Auf Platz 1 bleibt der Winter 2007/2008.

In den zurückliegenden Monaten Dezember, Januar und Februar fielen in Nordrhein-Westfalen gemittelt 350 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter. Das übersteigt das Mittel der Referenzperiode (1961-1990) um 127 l/m² (+56 %) und das der aktuellen Klimanormalperiode 1991-2020 um 113 l/m² (+47 %). Damit war der Winter 2023/2024 der drittnasseste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Dadurch sind die Böden in NRW weiter bis in tiefe Schichten gut gewässert.

Aufgrund der überwiegend nassen und von Tiefdruck geprägten Witterung in den letzten drei Monaten fällt die Sonnenscheinbilanz des Winters 2023/2024 nachvollziehbarer Weise unterdurchschnittlich aus. Im Dezember und Februar schien die Sonne vergleichsweise wenig, im Januar dagegen gab es überdurchschnittlich viel Sonnenschein, weil es hier vermehrt auch Schönwetterphasen gab. Insgesamt kommt der Winter 2023/2024 im NRW-Mittel auf 132 Sonnenstunden. Das sind 19 Stunden weniger als im Referenzmittel 1961-1990 und sogar 33 Stunden weniger als in der aktuellen Klimanormalperiode 1991-2020 üblich wären. Letztendlich landet dieser Winter daher auf Platz 16 der sonnenscheinärmsten Winter seit Beginn dieser Aufzeichnungen im Jahr 1951.

Abgesehen von einer kurzen Zwischenphase im Januar waren die letzten drei Monate sowohl in Köln als auch in Warstein nur wenig winterlich. In Köln (VKTU) wurden von Dezember bis Februar 15 Frost- und kein einziger Eistag verzeichnet. In Warstein (WAST) waren es immerhin 4 Eistage und 22 Frosttage. Somit fielen die Tiefsttemperaturen mit -5,0 °C in Köln und -7,4 °C in Warstein vergleichsweise gemäßigt aus. Die Höchsttemperatur des vergangenen Winters lag in Köln bei 16,4 °C und in Warstein bei 14,6 °C, wo sie allerdings schon im Januar verzeichnet wurde.

Alle Grafiken und Tabellen finden Sie wie immer im vollständigen Witterungsverlauf. Die Übersicht zur Einordnung weiterer Jahreszeiten, basierend auf den Daten des DWDs, finden Sie hier.

Wie in unserem Sondernewsletter am 1. März ausführlich thematisiert, konnten wir Ende Februar einige neue Karten im Klimaatlas freischalten und viele funktionale Verbesserungen vornehmen. Hier können Sie die einzelnen Neuerungen noch einmal nachvollziehen. Diese haben wir Ihnen im Rahmen von zwei Online-Infoveranstaltungen am 12. und 18. März auch noch einmal konkret vorgestellt. Für die zahlreiche Teilnahme und das positive Feedback möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken!

Damit aber nicht genug. Nach Ostern beginnen die Arbeiten an weiteren Neuerungen und Verbesserungen rund um den Klimaatlas NRW. Uns gehen die Ideen nicht aus und auch von Ihnen haben wir bereits die ein oder andere Anregung erhalten, die wir versuchen wollen umzusetzen. So wird sich der Klimaatlas kontinuierlich weiterentwickeln. Wie gewohnt informieren wir Sie, sobald es hier Konkretes zu vermelden gibt.

Mit dem aktuellen Update zur Kartenanwendung starten auch wieder die Anwenderschulungen zum Klimaatlas. Im März konnten wir bereits zwei Gruppen schulen. Wenn Sie mit Ihrem Netzwerk oder Ihrer Gruppe Interesse an einer Anwenderschulung haben, so sprechen Sie uns gerne an. Schreiben Sie einfach eine E-Mail an klimaatlas@lanuv.nrw.de. Zudem werden wir in diesem Jahr auch wieder zwei Anwenderschulungen gemeinsam mit dem BEW in Essen durchführen. Die erste wird am 11. Juni 2024 stattfinden. Hierzu erfahren Sie bald näheres.

Gerne dürfen Sie uns Ihre Meinung zum Klimaatlas auch über unsere Feedbackfunktion auf der Startseite (in der Kopfzeile rechts) mitteilen. Nutzen Sie für Fragen und Anregungen weiterhin auch gerne unser Kontaktformular.

Parallel zu all unseren anderen Aktivitäten, konnten wir in den letzten Wochen auch schon wieder einige unserer Indikatoren (überwiegend auf das Jahr 2023) aktualisieren.

Folgenden Indikatoren wurden aktualisiert:

Im Handlungsfeld Niederschlag

• der Indikator 2.6 Trockentage

Im Handlungsfelder Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz

• der Indikator 4.1 Standardisierter Niederschlagsindex (SPI)
• der Indikator 4.9 Grundwasserstand sowie
• der Indikator 4.10 Wasserentnahme der öffentlichen Wasserversorgung

Im Handlungsfeld Boden

• der Indikator 5.1 Bodentemperatur und
• der Indikator 5.2 Bodenfeuchte

Im Handlungsfeld Wald- und Forstwirtschaft

• der Indikator 7.3 Waldzustand

Im Handlungsfeld Katastrophenschutz

• der Indikator 10.1 Unwetterwarnungen

Im Handlungsfeld Information, Bildung und Netzwerke

• der Indikator 11.1 Bildungsangebote und
• der Indikator 11.2 Nutzung des Fachinformationssystems Klimaanpassung

Und im Handlungfeld Energiewirtschaft

• der Indikator 18.3 Witterungsbedingt geminderte Stromproduktion thermischer Kraftwerke sowie
• der Indikator 18.4 Wassereffizienz thermischer Kraftwerke

Wir wüschen gute Erkenntnisse beim Durchstöbern der aktualisierten Indikatoren!

Basierend auf den aktuellen Berichten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), dem Copernicus Climate Change Service und dem Forschungszentrum der Europäischen Kommission hat die Europäische Umweltagentur (EEA) ihren neuesten „European climate risk assessment“ Bericht zur klimatischen Lage Europas veröffentlicht. Demnach ist Europa noch nicht auf die sich rasant verschärfenden Klimarisiken vorbereitet. Der Bericht unterstreicht eine alarmierende Verschärfung der Klimakrise in Europa. Europa ist demnach der sich am schnellsten erwärmende Kontinent der Erde und verzeichnete im Jahr 2023 Temperaturen, die die historischen Durchschnittswerte um 1,5 °C übertrafen.

Der Bericht untersucht die Klimawandelrisiken für Europa, dabei wurden 36 Hauptklimarisiken identifiziert. 21 von 36 dieser Risiken erfordern schon im Status Quo Anstrengungen in der Anpassung. Acht der identifizierten Risiken erfordern dringende Handlungen. Diese sind: Küstenökosysteme, marine Ökosysteme, Biodiversität/Kohlenstoffsenken aufgrund von Waldbränden, Pflanzenproduktion, Hitzestress - allgemeine Bevölkerung, Bevölkerung/bebaute Umwelt aufgrund von Waldbränden, pluviale und fluviale Überschwemmungen, europäische Solidaritätsmechanismen. Europa sieht sich mit einer zunehmenden Häufung extremer Wetterereignisse von intensiven Hitzewellen bis hin zu sich veränderten Niederschlagsmustern, die sowohl zu verheerenden Überschwemmungen als auch zu schweren Dürreperioden führen, konfrontiert. Insbesondere der Süden des Kontinents erlebt einen signifikanten Rückgang der Niederschläge, was die Dürregefahr erhöht und die Wasserressourcen weiter strapaziert. Hierbei wirkt der Klimawandel als Risikoverstärker, der bestehende Krisen verschärfen kann. Er führt zu Kettenreaktionen, die gesellschaftsweite Herausforderungen mit sich bringen, von Wasserknappheit bis hin zu Störungen kritischer Infrastrukturen und finanziellen Instabilitäten. Dies hat die Konsequenz, dass bei einem Ausbleiben von entschlossenem Handeln im Bereich des Klimaschutzes, die meisten klimatischen Risiken bis Ende des Jahrhunderts kritische oder gar katastrophale Ausmaße erreichen werden. Die Folge sind potenziell hunderttausende Hitzewellenopfer und wirtschaftliche Verluste, wobei allein die Schäden durch Küstenüberschwemmungen jährlich eine Billion Euro übersteigen könnten.

Der Bericht zeigt weiterhin jedoch auch auf, dass die EU und ihre Mitgliedstaaten in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte beim Verständnis und der Vorbereitung auf diese Risiken gemacht haben. Die Ergebnisse nationaler Klimarisikoanalysen bestimmen zunehmend die Politikgestaltung zur Anpassung. Doch die Umsetzung politischer Maßnahmen hinkt den schnell steigenden Risikolevels hinterher. Koordiniertes und dringendes Handeln wird daher allen Regierungsebenen dringend empfohlen. Klimaanpassungsanstrengungen können langfristig die Resilienz stärken, stehen aber auch in Konflikt mit anderen umwelt-, sozial- und wirtschaftspolitischen Zielen. Eine integrierte Politikgestaltung, die mehrere Ziele berücksichtigt, ist daher essenziell, um eine effiziente Anpassung sicherzustellen.

Auch Weltwetterorganisation mit alamierendem Bericht

Der Klimawandel hat im Jahr 2023 zu neuen Rekordwerten geführt. Das zeigt der am 19. März veröffentlichte Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). WMO-Chefin Celeste Saulo sprach bei der Veröffentlichung des abschließenden Berichts über den Zustand des Weltklimas 2023 von "Alarmstufe Rot". Die WMO bestätigte ihre vorläufigen Schätzungen wonach die global gemittelte Durchschnittstemperatur 2023 rund 1,45 °C über dem Niveau vor der Industrialisierung (1850-1900) lag. Davor war 2016 das wärmste Jahr, mit rund plus 1,3 °C.

Im Laufe des Jahres haben 90 Prozent der Ozeanregionen eine Hitzewelle erlebt, so die WMO. Zudem haben die Gletscher mehr Eis verloren als in jedem anderen Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1950, vor allem in Nordamerika und Europa. Auch die Ausdehnung des antarktischen Meereises habe einen Negativ-Rekord erreicht. Die maximale Ausdehnung sei eine Million Quadratkilometer kleiner gewesen als beim vorherigen Negativ-Rekord: Das entspricht einer Fläche etwa so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen.

Der global durchschnittliche Meeresspiegel ist im vergangenen Jahr so hoch gewesen wie nie seit Beginn der Satellitenmessungen im Jahr 1993. In den vergangenen zehn Jahren ist der Meeresspiegel doppelt so schnell gestiegen wie in den ersten zehn Jahren seit Beginn der Satellitenmessungen. Ursachen seien sowohl die Schmelze von Gletschern und Meereis als auch die thermische Ausdehnung des wärmeren Wassers.

Hier finden Sie den vollständigen WMO-Bericht.

Beide Berichte unterstreichen eindringlich wie wichtig gemeinschaftliches und koordiniertes Handeln sowohl beim Klimaschutz als auch bei der Klimafolgenanpassung ist, um einerseits den Temperaturanstieg nach Möglichkeit zu begrenzen und andererseits mit den nicht mehr vermeidbaren Folgen umgehen und Schäden z. B. durch Extremwetterereignisse vermeiden oder zumindest verringern zu können.

Mit der Strategie Grüne Infrastruktur hat der Regionalverband Ruhr (RVR) zusammen mit Akteurinnen und Akteuren unterschiedlichster Institutionen und Fachbereiche aus der Region Handlungsziele auf den Weg gebracht – hin zur lebenswerten Metropolregion. Diesen Meilenstein möchte der RVR mit dem Symposium & Netzwerktag Grüne Infrastruktur feiern. Neben der feierlichen Unterzeichnung der Strategie Grüne Infrastruktur und spannenden Impulsvorträgen stellen sich bereits erfolgreich etablierte Projekte aus der Region vor. In Werkstattformaten können alle Teilnehmenden gemeinsam aktiv werden und sich auf dem Markt der Möglichkeiten vernetzen und miteinander diskutieren.

Das Symposium Grüne Infrastruktur findet am 10. April 2024 beim RVR, Kronprinzenstr. 35 in Essen statt. Der Netzwerktag Grüne Infrastruktur findet am 11. April 2024 im ChorForum Essen, Fischerstr. 2-4 statt.

Hier finden Sie das vollständige Veranstaltungsprogramm und die Möglichkeit sich anzumelden.