Klimaatlas NRW - Newsletter Nr. 28
13.06.2023
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
wir begrüßen Sie zur neuen Ausgabe des Klimatlas-Newsletters.
Nun ist auch der meteorologische Frühling 2023 Geschichte und pünktlich mit dem Juni hat sich auch die Wetterlage auf Sommer umgestellt. Der Mai war in vielerlei Hinsicht im Durchschnitt was das aktuelle Klimamittel betrifft. Für den Frühling können wir festhalten, dass dieser zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder "zu feucht" war. Allein diese Tatsache zeigt schon, dass der Klimawandel weiter fortschreitet, Ausnahmen vom Trend jedoch jederzeit möglich bleiben. Die detaillierte Auswertung sowohl für den Mai als auch den ganzen Frühling finden Sie wie gewohnt im "Rückblick" oder auch in unserem Witterungsverlauf.
Die inzwischen bekannte und in den letzten Jahren häufig erlebte Umstellung der Großwetterlage hin zu einem sehr stabilen Hochdruckgebiet zeigt nun, wie schnell es mit der feuchten Witterung wieder vorbei ist und welche Folgen das hat. Seit über drei Wochen hat es in NRW keine nennenswerten Niederschläge mehr gegeben, das führt nun schnell wieder zu einer fortschreitenden Austrocknung der Böden. Da die Pflanzen gerade jetzt viel Wasser brauchen, entziehen sie dieses schnell dem Boden, hinzu kommen steigende und zunehmend warme bis heiße Temperaturen und ein kontinuierlicher, trockener Wind aus östlichen Richtungen, die die Ausbreitung der Trockenheit in den oberen Bodenschichten schnell wieder voranschreiten lassen, wie man auch unseren Karten im Handlungsfeld Boden des Klimaatlas entnehmen kann. Dadurch steigt umgehend wieder die Gefahr vor Wald- oder Flächenbränden. Erste hat es bereits gegeben, weitere sind leider zu erwarten, da eine Änderung der Großwetterlage derzeit nicht absehbar ist. Ein Grund mehr sich draußen umsichtig und vorsichtig zu verhalten. Zudem werden in einigen Teilregionen des Landes (z. B. am Niederrhein oder im Wiehengebirge) bereits wieder erste Maßnahmen zum Wassersparen ergriffen.
Im "Einblick" werfen wir daher diesmal auch einen etwas tieferen Blick auf die Wasserhaushaltssituation in NRW in diesem Frühjahr. Zudem berichten wir über die aktuellsten Entwicklungen und Terminierungen rund um unsere Veranstaltungsformate. Im "Rundblick" geben wir Ihnen wie immer einige aktuelle Meldungen und Entwicklungen rund um die Klimaanpassung auf Landes- und Bundesebene mit auf den Weg und stellen auch wieder aktuelle Arbeiten vor. Kurzfristig konnten wir hier auch noch einen ganz aktuellen Förderaufruf des Bundesbauministeriums aufnehmen. Abschließend gibt es wie immer einen kleinen Überblick über in den nächsten Wochen stattfindenden Veranstaltungen unserer Kooperationspartner.
Wir wünschen Ihnen weiterhin einen schönen Juni, trotz Trockenheit, einen guten Start in die Sommerferien und selbstverständlich gute Lektüre!
Ihr Klimaatlas-Team
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Rückblick
- Sehr sonnig, ansonsten im Durchschnitt des aktuellen Klimamittels - der Mai 2023
- Erstmals seit 15 Jahren wieder zu feucht - der Frühling 2023
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Einblick
- Einschätzung zur aktuellen Wasserhaushaltssituation
- Neuigkeiten rund um Veranstaltungen zum Klimaatlas NRW
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Rundblick
- Nordrhein-Westfalen fördert modernes Hochwasserwarnsystem im Bergischen Land
- Neuer Projektaufruf zur Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel
- Wald-Klima-Paket des BMEL - Anträge werden ab sofort bewilligt
- Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit 2023 des RKI veröffentlicht
- „Kühle Böden, kühle Stadt“: Aachens Böden arbeiten wie Klimaanlagen
- TU Dortmund und Stadt Olfen veröffentlichen Leitfaden zur kommunalen Anpassung an Trockenheit
- Resiliente Regionen - Startschuss für elf Modellvorhaben
- Woche der Klimaanpassung findet vom 18. - 22. September 2023 statt
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Ausblick
- Klimaatlas Sprechstunde am 21. Juni 2023 von 9:30 Uhr bis 10:30 Uhr, online
- Neues Online-Format des ZKA: Webinar zur „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“
- Schutz vor Starkregen - Online-Seminar der Verbraucherzentrale am 04. Juli 2023
- Webseminar „Klimaanpassungs-Check für Kommunen in NRW“ der Kommunalberatung Klimafolgenanpassung NRW, am 17. August 2023 von 10:00 - 12:00 Uhr
- Dritte Anwenderschulung zum Klimaatlas NRW nun am 30. August 2023 beim BEW in Essen
- Erstellung und Umsetztung von Hitzeaktionsplänen in Kommunen, Seminar des BEW am 07. September 2023, hybrid
Rückblick
Sehr sonnig, ansonsten im Durchschnitt des aktuellen Klimamittels - der Mai 2023
Entgegen einiger vorheriger Jahre war der Mai 2023 weniger frühsommerlich und sogar ziemlich durchwachsen, allerdings fielen die sogenannten „Eisheiligen“ weitgehend aus. Das wechselhafte Wetter gipfelte am 22. Mai in einer, für diesen Monat nicht ganz untypischen Unwetterlage, die vor allem in Teilen des Sauerlandes, des östlichen Ruhrgebiets und im Kreis Lippe zu Überflutungen und Schäden durch Starkregen führte. Danach folgte ein sonniges, warmes und auch trockenes Monatsfinale.
Mit einer Durchschnittstemperatur von 13,3 °C lag der diesjährige Mai, mit einer positiven Abweichung von 0,9 Kelvin, über dem Mittelwert der Referenzperiode 1961-1990. Dieser Wert entspricht zudem exakt dem der aktuellen Klimanormalperiode 1991-2020. Damit rangiert der Mai 2023 im oberen Mittelfeld der wärmsten Maimonate seit Beginn der Aufzeichnungen.
Der landesweit mittlere Monatsniederschlag entsprach im Mai mit 65 l/m² ebenfalls fast genau dem Mittelwert der aktuellen Klimanormalperiode (1991-2020: 64 l/m²) und lag damit leicht unter dem Wert der Referenzperiode (1961-1990: 72 l/m²). In einzelnen Orten wurde dieser Wert jedoch allein bei den Unwettern am 22. Mai erreicht oder sogar überschritten, so dass der Monatswert dort deutlich höher ausfiel.
Bei den Sonnenscheinstunden lag der Mai 2023 mit 237 Stunden dagegen im zweiten Jahr in Folge wieder deutlich über den Mittelwerten sowohl der Referenzperiode 1961-1990 (190 h) als auch der aktuellen Klimanormalperiode (1991-2020: 201 h). Er ist damit der 11.-sonnenscheinreichste Mai seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1951.
In der Kölner Innenstadt wurden im Mai 2023 immerhin vier Sommertage verzeichnet, das sind allerdings weniger als die Hälfte der Sommertage des Vorjahres (Mai 2022: 9 Sommertage). In Warstein wurden noch keine warmen Kenntage registriert.
Die zu den Daten gehörigen Tabellen und Grafiken sowie weitere Werte, auch zum Vergleich der Klimanormalperioden, finden Sie im aktuellen Witterungsverlauf. Die Übersicht zur Einordnung des Mais bzw. weiterer Monate und Jahreszeiten, basierend auf den Daten des DWDs, finden Sie hier.
Erstmals seit 15 Jahren wieder zu feucht - der Frühling 2023
Vor allem eines brachte der meteorologische Frühling in diesem Jahr in NRW: reichlich Niederschlag. So reichlich, dass NRW in diesem Frühjahr auf Platz 2 der nassesten Regionen Deutschlands landete - nur im Saarland war es nasser. Bereits im März ereigneten sich ungewöhnlich viele Regenfälle, die auch in den beiden Folgemonaten immer wieder die Witterung bestimmten. Die Temperaturen blieben dabei insgesamt gemäßigt und wurden zum Frühlingsende hin vorsommerlich, begleitet von ausgewogenem Sonnenschein.
Die durchschnittliche Temperatur im Frühling 2023 lag in NRW mit 9,3 °C, wie in neun der letzten zehn Jahre (Ausnahme Frühling 2021) über dem Wert der Referenzperiode 1961-1990 von 8,3 °C (Abweichung: +1 K) und zugleich knapp unter dem Durchschnitt der aktuellen Klimanormalperiode (1991-2020: 9,5 °C). Damit belegt der Frühling 2023 zusammen mit den wertegleichen Jahren 1882, 1953, 1961, 1994 und 2008 Rang 36 der wärmsten Frühlinge seit Beginn der Aufzeichnungen 1881.
Durch die regenreichen Monate März und April war der Frühling 2023 zum ersten Mal nach 14 zu trockenen Jahren wieder überdurchschnittlich niederschlagsreich. Mit 246 l/m² lag die mittlere Niederschlagsmenge im Frühling 2023 deutlich über den Durchschnitt der Referenzperiode (1961-1990: 205 l/m²) und noch deutlicher über dem Wert der aktuellen Klimanormalperiode (1991-2020: 177 l/m²). Dieser Frühling liegt damit gemeinsam mit den Jahren 1970, 1981 und 1986 auf Platz 10 der niederschlagsreichsten Frühjahre seit Aufzeichnungsbeginn.
Trotz der feuchten Witterung konnte in diesem Frühling eine überdurchschnittliche Sonnenscheindauer von insgesamt 477 h, in Bezug auf die Referenzperiode 1961-1990 (441 h), verzeichnet werden. Im Vergleich zur aktuellen Klimanormalperiode 1991-2020 (497 h) fiel die Sonnenscheindauer dagegen unterdurchschnittlich aus. Damit beschließt der diesjährige Frühling eine volle Dekade mit Werten über dem langjährigen Referenzmittel und belegt Platz 32 der sonnenscheinreichsten Frühlinge seit 1951.
Aufgrund des kühlen Starts in den Frühling mit anschließendem Temperaturanstieg wurden einige wärme- und kältebedingte Kenntage an den Messstationen in Köln und Warstein erfasst. In der Kölner Innenstadt wurden vier Sommertage verzeichnet, im höher gelegenen Warstein dagegen 12 Frosttage. Die Tageshöchsttemperaturen fielen mit jeweils 26 °C (Köln) und 24 °C (Warstein) rund 4 bzw. 5 °C niedriger aus als im Vorjahr. Die Tiefstwerte lagen an den beiden Stationen jeweils rund 1 °C (Köln) unter bzw. 2 °C (Warstein) über den Vorjahreswerten.
Auch für den Frühling 2023 finden Sie weitere Werte und Grafiken im kompletten Witterungsverlauf und die Einordnung im Vergleich zu den vorherigen Jahren in der Übersichtstabelle.
Einblick
Einschätzung zur aktuellen Wasserhaushaltssituation
Dank des feuchten Frühlings scheint die Natur einigermaßen für einen möglichen heißen und trockenen Sommer gewappnet, auch wenn sich die Situation gerade bereits wieder verschlechtert. Wie im Witterungsverlauf für den Frühling 2023 beschrieben wurde, gab es erstmals seit 14 Jahren wieder eine überdurchschnittliche Niederschlagsmenge zu verzeichnen. Verglichen mit den Trockenjahren 2018, 2019, 2020 und 2022 lag das Bodenfeuchtedefizit daher bis Ende Mai hinein auf erfreulich niedrigem Niveau. Dadurch sind die Grundwasserstände zuletzt wieder etwas angestiegen. Aber auch wenn die im Frühling gefallene Niederschlagsmenge überdurchschnittlich hoch war, müsste es noch einige Monate mit regelmäßigem Landregen geben, um auch in den tieferen Bodenzonen das Defizit der erlebten Trockenjahre im Bereich des Grundwassers völlig auszugleichen. Zu diesem Ergebnis kommt auch der aktuelle hydrologische Statusbericht der Kolleginnen und Kollegen der Wasserabteilung des LANUV. Aktuell sieht es jedoch wieder so aus, als würde die seit Ende Mai eingestellte Wetterlage, wie nun schon fast üblich, warm und trocken weitergehen. So zeigen es auch die Witterungsvorhersagen des Deutschen Wetterdienstes. Demnach soll es deutlich wärmer werden als die dort angegebene und ohnehin schon sehr warme Vergleichsperiode 2003-2022. Die Niederschläge verbleiben demnach auf einem eher niedrigen Niveau. Dies wirkt sich bereits jetzt und zunehmend auf das pflanzenverfügbare Wasser in den oberen Bodenschichten aus, wie im Klimaatlas erkennbar wird. Bestimmte landwirtschaftliche Kulturen werden bereits jetzt vielerorts wieder bewässert. In den Wäldern sind die tieferen Bodenschichten zurzeit noch ganz gut mit Wasser versorgt, da die oberen Bodenschichten allerdings in den letzten Wochen schnell ausgetrocknet sind, verzeichnen wir derzeit bereits wieder eine teilweise hohe Waldbrandgefahr.
Die obige Abbildung des Forschungszentrum Jülich zeigt das Bodenfeuchtedefizit in Prozent in Nordrhein-Westfalen für jeden einzelnen Tag seit Beginn des Hydrologischen Jahres 1961 (1. November) bis Ende Mai 2023.
Neuigkeiten rund um Veranstaltungen zum Klimaatlas NRW
Im Nachgang zur Veranstaltung "Erste Schritte im Klimaatlas", welche am 15. Juni stattfand, bieten wir am Mittwoch, den 21. Juni 2023 erneut eine Online-Sprechstunde an, in der aufgekommene Fragen zum Klimaatlas gestellt und besprochen werden können. Die Onlinesprechstunde wird von 9:30 Uhr bis 10:30 Uhr via Webex stattfinden und bietet Gelegenheit Fragen zu stellen und auch auf einzelne Anwendungen, Karten oder Indikatoren des Klimaatlas noch einmal tiefergehend einzugehen. Selbstverständlich sind auch alle zur Sprechstunde eingeladen, die bei der Einführungsveranstaltung nicht dabei sein können. Weitere Informationen dazu im "Ausblick".
Darüber hinaus musste die Anwenderschulung zum Klimaatlas NRW, die ursprünglich für den 13. Juni geplant war, aufgrund von Terminkollisionen verschoben werden. Diese findet nun am Mittwoch, den 30. August 2023 von 9:30 Uhr - 15:00 Uhr wie gehabt beim BEW in Essen statt. Hier sind zur Zeit noch einige freie Plätze vorhanden. Nutzen Sie daher die Chance, sich ausführlich über die Inhalte des Klimaatlas NRW informieren und in seine Handhabung einführen zu lassen! Hier geht es zur Anmeldeseite beim BEW.
Rundblick
Nordrhein-Westfalen fördert modernes Hochwasserwarnsystem im Bergischen Land
Drohendes Hochwasser entlang von Flüssen früher erkennen und so Leben retten und Schäden vermeiden: Das ist das Ziel eines neuen modernen Hochwasserwarnsystems unter Einsatz Künstlicher Intelligenz, das derzeit auf Initiative der regionalen Wirtschaft im Bergischen Land entwickelt und mit 2,8 Millionen Euro vom Wirtschaftsministerium NRW (MWIKE) gefördert wird.
Das „Hochwasserschutzsystem 4.0“ erkennt Gefahren präziser als etablierte Warnsysteme und kann somit Alarm schlagen, wenn Gewässer über die Ufer zu treten drohen. Das Warnsystem soll die datengetriebene Vorhersage von regionalen Wasserpegeln und Hochwassergefahren unter Berücksichtigung der aktuellen Wetterlage und sonstiger Umweltfaktoren ermöglichen. Mit digitalen Sensoren werden dafür die Pegelstände an Gewässern, Rückhaltebecken und Kanälen, die Niederschlagsmengen, der Unterwasserdruck, Luftfeuchtigkeit, -druck und -temperatur sowie die Windrichtung und -stärke erfasst. In diesen Daten soll die Künstliche Intelligenz Muster erkennen, die im Zusammenhang mit einem Anstieg der Pegelstände stehen. Damit unterscheidet sich das Projekt von klassischen Vorhersagen auf Basis von Modellen. Informationen zu lokalen Wasserpegeln, Prognosen und Warnungen sollen an gefährdete Unternehmen künftig in Echtzeit über eine Hochwasserschutz-App bereitgestellt werden, die vom Wupperverband entwickelt wird.
Das Vorhaben ist Teil der Initiative „Flagships powered by KI.NRW“ der Kompetenzplattform des Landes für Künstliche Intelligenz KI.NRW. Bei der Entwicklung der neuen Technologien arbeiten die Projektteilnehmer auch mit weiteren Regionen Nordrhein-Westfalens und dem LANUV zusammen. Das System wird nach einer erfolgreichen Einführung im Bergischen Land allen Regionen in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellt.
Ausblick
Klimaatlas Sprechstunde am 21. Juni 2023 von 9:30 Uhr bis 10:30 Uhr, online
Im Nachgang zur Veranstaltung "Erste Schritte im Klimaatlas", bieten wir am Mittwoch, den 21. Juni 2023 erneut eine Online-Sprechstunde an, in der aufgekommene Fragen zum Klimaatlas gestellt und besprochen werden können. Selbstverständlich sind auch alle zur Sprechstunde eingeladen, die bei der Einführungsveranstaltung nicht dabei sein konnten.
Die Onlinesprechstunde wird von 9:30 Uhr bis 10:30 Uhr via Webex stattfinden. Die Teilnahme an der Einführungsveranstaltung ist für die Teilnahme an der Sprechstunde keine Voraussetzung! Melden Sie sich bei Interesse an der Sprechstunde bitte vorab unter klimaatlas@lanuv.nrw.de an. Der Zugangslink wird am Tag vor der Sprechstunde entsprechend zugeschickt.