Klimaatlas NRW - Newsletter Nr. 24

Im Anschluss an den warmen und milden November brachte der Dezember zunächst sehr kalte Temperaturen und mancherorts auch Schnee. Dies drehte sich jedoch in der zweiten Monatshälfte, blieb so auch über Weihnachten bis zum Jahresende und gipfelte in das wärmste Silvester seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Der Dezember 2022 wies mit 2,9 °C bereits im zwölften Jahr in Folge eine Jahresmitteltemperatur über dem Durchschnitt der Referenzperiode auf (1961-1990: 2,3 °C; Abweichung: 0,6 Kelvin). Anders als im Vorjahr lag der Temperaturdurchschnitt für Dezember dagegen aber - bedingt durch die frostige Periode in der ersten Monatshälfte - knapp unter dem Durchschnitt der aktuellen Klimanormalperiode 1991-2020 (3,1 °C; Abweichung: -0,2 Kelvin). Die mittlere Niederschlagssumme lag im Dezember 2022 erneut - und zwar im vierten Jahr in Folge - unter dem Durchschnitt, allerdings nur sehr knapp. Mit 86 l/m² waren dies 2 l/m² unter dem Durschnitt der Referenzperiode 1961-1990 (88 l/m²) sowie nur 1 l/m² unter dem der aktuellen Klimanormalperiode 1991-2020 (87 l/m²). Mit 37 Sonnenstunden war der Dezember 2022 zum Abschluss des Jahres sehr durchschnittlich. Damit wies er exakt den Wert der Referenzperiode 1961-1990 auf und lag etwas unter dem Wert der aktuellen Klimanormalperiode (1991-2020: 41 h). Damit belegt der Dezember 2022 Rang 36 der sonnenscheinreichsten Dezembermonate seit Beginn der Aufzeichnungen 1951.

Die zwischenzeitlich niedrigen Temperaturen im Dezember schlugen sich auch in den erfassten kältebedingten Kenntagen nieder. An der Kölner Station konnten neun Frosttage verzeichnet werden, an der Warsteiner Messstation waren es 13. Zudem wurden an beiden Stationen auch Eistage verzeichnet. Andererseits fielen die Höchsttemperaturen an beiden Stationen sogar höher aus als alle gemessenen Werte für Dezember seit Beginn der Messreihe. Hier schlägt vor allem der 31.12. mit seinen extrem hohen Temperaturen (18,9 °C in Köln und 16,3 °C in Warstein) zu Buche.

Alle weiteren Daten, die Tabellen zur Einordnung und natürlich die zugehörigen Grafiken finden sie wie gewohnt im Witterungsverlauf.

Das Jahr 2022 war global gesehen ein Jahr der Extreme: Hitzerekorde in Pakistan und Indien mit Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius, der verheerende Monsun in Pakistan, welcher weite Teile des Landes mit Hochwasser überschwemmte und zahlreiche Todesopfer forderte, oder der extreme Kälteeinbruch in Australien mit Starkregen, Schnee sowie einem Temperatursturz von unfassbaren 50 Grad Celsius innerhalb von 24 Stunden. Auch in Deutschland und Nordrhein-Westfalen gab es extreme Ereignisse – dabei stand in 2022 vor allem die massive Trockenheit im Vordergrund und es war in Nordrhein-Westfalen wieder einmal das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn.

Im Juli wurden vielerorts neue Hitzerekorde aufgestellt – allerdings diesmal nicht in NRW; die Zeichen standen lange auf einem Sommer mit Jahrhundertdürre – wie man in Nordrhein-Westfalen insbesondere an den Pegeln des Rhein nachvollziehen konnte -  was jedoch letztlich durch Niederschläge im Spätsommer abgewendet wurde. Dennoch blieben auch der Herbst und der Winter viel zu warm und trocken und der beispiellos warme Silvestertag beendete das Jahr 2022 in Deutschland nochmals mit Rekordtemperaturen, welche in NRW sogar bis zu 19 Grad Celsius erreichten.

Die Jahresmitteltemperatur lag in NRW im Jahr 2022 erneut auf Rekordniveau, sodass 2022 mit 11,2 °C als wärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, d. h. seit 1881, in die Geschichte eingeht – knapp vor 2020 mit 11,1° C. Im Bundesdurchschnitt liegt 2022 mit 10,5° C übrigens gemeinsam mit 2018 auf Platz zwei! In jedem einzelnen Monat lag die durchschnittliche Temperatur in NRW über den jeweiligen Monatswerten der langjährigen Referenzperiode 1961-1990 (s. Jahresbilanz des Witterungsverlaufes 2022). Zudem waren die monatlichen Durchschnittstemperaturen, abgesehen von April und Dezember, höher als jene der aktuellen Klimanormalperiode (1991-2020). Damit setzt sich der fortlaufende Temperaturanstieg weiter fort.

Die Niederschlagssumme fiel 2022 mit 716 mm um 19 bzw. 18 Prozent geringer aus als die Mittelwerte der Klimanormalperioden 1961-1990 und 1991-2020. So fiel dieses Jahr auch wieder weniger Niederschlag als im Vorjahr. Einzig im Winter waren die Niederschlagsmengen überdurchschnittlich hoch, was jedoch durch die extrem trockenen Frühlings- und Sommermonate schnell wieder ins Negative umgekehrt wurde. Insgesamt landet das Jahr 2022 auf Platz 20 der niederschlagsärmsten Jahre seit 1881. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre eher sinkender Niederschlagsmengen weiter fort.

Den deutlichsten Rekord stellte das Jahr 2022 mit seiner Sonnenscheindauer auf – mit insgesamt 1984 Stunden schien die Sonne in NRW rund 37 Prozent länger als im Durchschnitt der Referenzperiode (1961-1990: 1440 h) bzw. 21 Prozent länger als im dem der aktuellen Klimanormalperiode (1991-2020: 1573 h). Das Jahr 2022 war somit das sonnenscheinreichste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn 1951.

Abschließend die Auswertung der Kenntage: an der Kölner Station wurden mehr als doppelt so viele hitzebezogene Kenntage (81 Sommertage, 24 Heiße Tage) verzeichnet wie in Warstein, bei den Tropennächten waren es mit 29 sogar fünfmal so viele. Auch bei den Frosttagen traten die klimatischen und orographischen Unterschiede zwischen den beiden Stationen deutlich zutage: in der Kölner Innenstadt wurden lediglich neun Frosttage erfasst, in Warstein dagegen mit 39 Frosttagen mehr als viermal so viele. Interessanterweise wurden lediglich im Dezember überhaupt Eistage gemessen - dort dann allerdings vier in Köln und nur zwei in Warstein.

Auch für 2022 finden Sie alle weiteren Daten, die Tabellen zur Einordnung und die zugehörigen Grafiken im Witterungsverlauf.

Mit dem Abschluss des Jahres 2022 können wir Ihnen nun auch die aktualisierten Warming (Temperatur) und Precipitation (Niederschlag) Stripes für Nordrhein-Westfalen zum Download zur Verfügung stellen. Sie finden diese in den Infomaterialien unter "Diagramme für NRW". Unschwer ist dabei aufgrund des sehr dunklen Rot-Tones zu erkennen, dass das Jahr 2022 das nächste Rekordjahr darstellt.

Die individualisierten Stripes für die einzelnen Gemeinden und Kreise stehen ebenfalls wieder zur Verfügung und können per Mail an klimaatlas@lanuv.nrw.de bestellt werden.

War das Jahr 2022 auch bei Ihnen zu Hause das wärmste seit Aufzeichnungsbeginn? Das können Sie bereits in den Kartenanwendungen des Klimaatlas nachschauen. Dort werden die Monats- und die Jahreszeitendaten kontinuierlich nachgetragen. Gleiches gilt für die Jahreswerte - die bereits für 2022 in die Karten eingefügt wurden - im Übersichtsfeld unter Klima NRW werden Sie in Kürze nachgetragen.

Nicht überall in NRW war es 2022 im Durchschnitt 11,2 °C warm und vielleicht war es auch nicht überall das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn. Schauen Sie daher regelmäßig in die regionalisierten und lokalisierten Daten und Karten und vergleichen den Landesdurchschnitt mit dem Ihrer Heimatregion oder Ihrer Gemeinde. Gleiches gilt auch für die Niederschlagsdaten.

Wenn es um Schnee in Nordrhein-Westfalen geht, dann geht es häufig um das Sauerland, die Region, in der am ehesten Wintersport möglich ist. Ein Inbegriff des Sauerlandes ist der Kahle Asten. Die Bergkuppe in Mitten einer Hochheidelandschaft ist die zweithöchste Erhebung unseres Bundeslandes. Der Indikator des Monats Januar befasst sich mit der Schneebedeckung auf dem Kahlen Asten. Es handelt sich hierbei um den Indikator 2.7, der dem Handlungsfeld Niederschlag zugeordnet ist.

Der im Zuge des Klimawandels gemessene Anstieg der Temperatur führt zu einem Rückgang der Schneehöhen und der Schneetage. Nicht nur in Nordrhein-Westfalen, auch in den Alpen besteht diese Problematik, wie die Bilder der letzten Wochen aus den Skigebieten sehr eindrucksvoll gezeigt haben. Gleichzeitig können steigende Niederschläge im Winterhalbjahr die allgemeine Entwicklung zu immer weniger Schneetagen zwar möglicherweise etwas verlangsamen, viele Niederschläge fallen im Winter aber immer häufiger auch in den Hochlagen als Regen.

Als Indikator wird die Anzahl der Schneetage pro Jahr an der höchstgelegenen Station Nordrhein-Westfalens, dem Kahlen Asten, erfasst. Ein Schneetag wird verzeichnet, wenn an dieser Station ein Tag mit einer geschlossenen Schneedecke von über 10 cm Höhe auftritt. Am Kahlen Asten werden die Schneetage vom Deutschen Wetterdienst erhoben und jährlich fortgeschrieben. Seit 1955 gibt es eine gute Datenlage.

In der aktuellen Klimanormalperiode (1991-2020) werden im Mittel 74 Schneetage pro Jahr am Kahlen Asten registriert. Im Vergleich zur ersten verfügbaren Klimanormalperiode 1955-1984 ergibt sich eine Abnahme um 25 Schneetage. Das schneereichste Jahr war 1969 mit 145 Schneetagen. Das Jahr 2010 (das schneereichste Jahr der letzten 30 Jahre) kommt immerhin noch auf Platz 8 der schneereichen Winter mit 122 Schneetagen. Die wenigsten Schneetage wurden 1989 verzeichnet, damals traten nur 22 Schneetage auf. 2020 und 2014 folgen auf den Rängen 2 und 3 der schneearmen Winter mit 25 bzw. 30 Schneetagen. Die Trendanalyse ergibt für den Gesamtzeitraum einen signifikant fallenden Trend (lineare Trendlinie). Dieser Trend hat letztlich auch Auswirkungen auf den Wintersportmöglichkeiten im Sauerland. Hierzu lohnt sich ein Blick in das Handlungsfeld 19 "Tourismuswirtschaft". Der Indikator 19.1 beobachtet beispielweise explizit die "Schneedecke für den Wintersport".

Die Grafik dieses Indikators, weitere Werte und alle Tabellen, finden Sie wie gehabt direkt in unserem Klimafolgen- und Anpassungsmonitoring.

Die Landesregierung will die sozial-ökologische Transformation weiter vorantreiben. Hierzu haben das Umwelt- und Verkehrsministerium sowie das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium den Förderaufruf "GreenEconomy.IN.NRW" gestartet. Insgesamt ist ein Fördervolumen von rund 100 Millionen Euro aus EU- und Landesmitteln für den Wettbewerb vorgemerkt. Über den Wettbewerb unterstützt das Land innovative Ideen und unternehmerische Lösungen in den Feldern Umweltwirtschaft, Circular Economy und Klimaanpassung. Die Förderung erfolgt im Rahmen des EFRE-NRW Programms 2021-2027.

Gefördert werden Forschungs-, Innovations- und Entwicklungsvorhaben mit Fokus auf die folgenden Themenschwerpunkte:

• Im Themenschwerpunkt Umweltwirtschaft werden Innovationen in den Blick genommen, die zur Entwicklung umweltfreundlicher, klimaschützender, ressourcenschonender Produkte, Verfahren und Dienstleistungen beitragen. 
• Im Themenschwerpunkt Circular Economy werden Innovationen mit dem Ziel der Ressourceneinsparung und der Entwicklung zirkulärer Produkte und Geschäftsmodelle gesucht.
• Im Themenschwerpunkt Klimaanpassung werden Innovationen zur Steigerung der Klimaresilienz gefördert.

Der Wettbewerb richtet sich vorrangig an kleine und mittlere Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen. Großunternehmen, Kammern, Vereine und Stiftung sind im Verbund mit KMU ebenfalls antragsberechtigt. In der nun gestarteten ersten Einreichungsrunde können bis zum 18. April 2023 Projektskizzen eingereicht werden. Im Jahr 2024 wird es eine weitere Einreichungsrunde geben.

Hier gibt es weitere Informationen zum Förderprogramm inklusive der Förderbekanntmachung. Die weitergehenden Unterlagen zum Förderaufruf erhalten Sie hier.

Noch einmal hinweisen möchte wir auf unsere Anwenderseminare zum neuen Klimaatlas.

Gemeinsam mit dem Bildungszentrum für die Ver- und Entsorgungswirtschaft (BEW) veranstalten wir am  02. Februar 2023 und 20. April 2023, jeweils Donnerstags, Anwenderschulungen zum Arbeiten mit dem neuen Klimaatlas. Die Workshops finden beim BEW in Essen statt. Dabei werden die einzelnen Funktionen, Handlungsfelder und Tools des Klimaatlas sowie die damit verbundenen Möglichkeiten detailliert vorgestellt und anhand von praktischen Beispielaufgaben durch die Teilnehmenden angewendet. Es gibt für beide Termine noch Restplätze, schnell sein lohnt sich!

Zur Anmeldung gelangen Sie auf den Seiten des BEW.