Das wärmste und sonnigste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen: das Jahr 2022
Das Jahr 2022 war global gesehen ein Jahr der Extreme: Hitzerekorde in Pakistan und Indien mit Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius, der verheerende Monsun in Pakistan, welcher weite Teile des Landes mit Hochwasser überschwemmte und zahlreiche Todesopfer forderte, oder der extreme Kälteeinbruch in Australien mit Starkregen, Schnee sowie einem Temperatursturz von unfassbaren 50 Grad Celsius innerhalb von 24 Stunden. Auch in Deutschland und Nordrhein-Westfalen gab es extreme Ereignisse – dabei stand in 2022 vor allem die massive Trockenheit im Vordergrund.
Im Frühjahr registrierte der Deutsche Wetterdienst in Brandenburg und in Berlin zwölfmal so wenig Niederschläge wie sie sonst in diesen Regionen fallen. An der Mecklenburgischen Seenplatte, in der Uckermark und in Vorpommern wurden teils noch extremere Niederschlagsdefizite festgestellt. Auch in anderen Regionen, wie z. B. im Harz, der Altmark, der Pfalz, oder in Niedersachsen und Baden zeigten sich die negativen Auswirkungen der Frühjahrsdürre in den Ober- bzw. Unterböden. Im Juli wurden vielerorts neue Hitzerekorde aufgestellt – allerdings diesmal nicht in NRW; die Zeichen standen lange auf einem Sommer mit Jahrhundertdürre – wie man in Nordrhein-Westfalen insbesondere an den Pegeln des Rhein nachvollziehen konnte - was jedoch letztlich glücklicherweise durch ein Tiefdruckgebiet im Spätsommer abgewendet wurde. Dennoch blieben auch der Herbst und der Winter viel zu warm und trocken und der beispiellos warme Silvestertag beendete das Jahr 2022 in Deutschland nochmals mit Rekordtemperaturen, welche in NRW sogar bis zu 19 Grad Celsius erreichten. Die klimatischen Parameter Lufttemperatur, Niederschlagssumme und Sonnenscheinstunden im Jahr 2022 sind für NRW in untenstehender Tabelle als Mittelwerte dargestellt und werden in den folgenden Abschnitten erläutert.
|
2022 |
1961-1990 |
1991-2020 |
---|---|---|---|
Lufttemperatur |
11,2 °C |
9,0 °C |
10,0 °C |
Niederschlagssumme |
716 mm | 875 mm | 870 mm |
Sonnenscheindauer |
1984 h | 1440 h | 1573 h |
Was sich bereits nach den vielen teilweise deutlich überdurchschnittlichen Monatswerten abzeichnete, ist letztlich auch eingetroffen. Die Jahresmitteltemperatur lag in NRW im Jahr 2022 erneut auf Rekordniveau, sodass 2022 mit 11,2 Grad Celsius als wärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen des DWD, d. h. seit 1881, in die Geschichte eingeht – knapp vor 2020 mit 11,1° C. Im Bundesdurchschnitt liegt 2022 mit 10,5° C übrigens gemeinsam mit 2018 auf Platz 2. In jedem einzelnen Monat lag die durchschnittliche Temperatur in NRW über den jeweiligen Monatswerten der langjährigen Referenzperiode 1961-1990 (s. Jahresbilanz des Witterungsverlaufes 2022). Zudem waren die monatlichen Temperaturen, abgesehen von April und Dezember, höher als jene der aktuellen Klimanormalperiode (1991-2020). Insgesamt ist ein deutlicher Temperaturanstieg entlang der Zeitreihe zu erkennen, der sich auch im Jahr 2022 weiter fortsetzt.
Die jährliche Niederschlagssumme fiel 2022 mit 716 mm um 19 bzw. 18 Prozent geringer aus als die Mittelwerte der Klimanormalperioden 1961-1990 und 1991-2020. So fiel dieses Jahr auch wieder weniger Niederschlag als im Vorjahr. Einzig im Winter waren die Niederschlagsmengen überdurchschnittlich hoch, was jedoch durch die extrem trockenen Frühlings- und Sommermonate schnell wieder ins Negative umgekehrt wurde. Insgesamt landet das Jahr 2022 auf Platz 20 der niederschlagsärmsten Jahre seit 1881. Verglichen mit den langjährigen Mitteln von 1961-1990 und 1991-2020 ist zu erkennen, dass sich der Trend des sinkenden Jahresniederschlags weiter fortsetzt, auch in diesem Jahr.
Den größten Rekord stellte das Jahr 2022 mit seiner Sonnenscheindauer auf – dies zeichnete sich ebenfalls schon seit einigen Monaten ab: mit insgesamt 1984 Sonnenscheinstunden schien diese in NRW rund 37 Prozent länger als der Durchschnitt der Referenzperiode (1961-1990: 1440 h) bzw. 21 Prozent länger als der der aktuellen Klimanormalperiode (1991-2020: 1573 h). Das Jahr 2022 war somit das sonnenscheinreichste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn 1951. Aktuell setzt sich der andauernde Trend der Zunahme der Sonnenscheinstunden auch in diesem Jahr fort.
Zu guter Letzt folgt noch ein Überblick über die Kenntage im Jahr 2022. Dazu werden an zwei Stationen des LANUV-Luftqualitätsmessnetzes Temperatur-Kenntage ausgewertet. Dafür wird zum einen die Station Köln –Turiner Straße (VKTU) als eine innerstädtische Station einer Großstadt in der wärmebegünstigten Niederrheinischen Bucht und zum anderen die Station Warstein (WAST) in Warstein als ein Beispiel für eine Stadtrandlage in einer Mittelstadt am Nordrand des Sauerlands dargestellt.
Insgesamt wurden an der Kölner Station mehr als doppelt so viele hitzebezogene Kenntage (Sommertage, Heiße Tage) verzeichnet wie in Warstein, bei den Tropennächten waren es sogar fünfmal so viele. Auch bei den Frosttagen traten die klimatischen Unterschiede zwischen den beiden Stationen deutlich zutage: in der Kölner Innenstadt wurden lediglich neun Frosttage erfasst, an der Warsteiner Station dagegen mit 39 Frosttagen mehr als viermal so viele. Interessant dagegen ist die Verteilung der Eistage (alle aufgetreten im Dezember), welche mit vier Eistagen in Köln und zwei Eistagen in Warstein eigentlich paradox erscheint. Solche Anomalien könnten durch regionale Kälteeinbrüche zu erklären sein. Beispielsweise lagen die Temperaturmesswerte am 18. Dezember an der Warsteiner Station ab 10 Uhr morgens durchgehend über dem Gefrierpunkt, an der Kölner Station dagegen ganztägig darunter.
Mit dem Ende des Jahres 2022 können nun den Warming und Precipitation Stripes für NRW ein weiteres Jahr angefügt werden. Die für das Jahr 2022 aktualisierten Stripes sind ab sofort im Service-Bereich hier verfügbar.
Kenntage im Jahr 2022 | VKTU | WAST |
---|---|---|
Sommertage | 81 | 41 |
Heiße Tage | 24 | 9 |
Tropennächte | 29 | 5 |
Frosttage | 9 | 39 |
Eistage | 4 | 2 |
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