Klimaatlas NRW - Newsletter Nr. 35

Der Dezember brachte ein in vielerlei Hinsicht von Extremen geprägtes Jahr konsequent und mit ebenso extremen Witterungsereignissen zum Abschluss. Nebst ungewöhnlich hohen Temperaturen ließen zahlreiche und starke Regenfälle vielerorts in NRW die Pegelstände bedrohlich ansteigen und sorgten mitunter zum Jahresende hin, insbesondere im Norden und Osten von Nordrhein-Westfalen, für Überflutungen und Hochwasser.

Auch im Jahr 2023 und damit im 13. Jahr in Folge lag die monatliche Durchschnittstemperatur im Dezember mit 5,6 °C über dem Wert der Referenzperiode 1961-1990 (2,3 °C; Abweichung: 3,3 Kelvin). Anders als im Vorjahr lag der diesjährige Temperaturdurchschnitt für Dezember jedoch deutlich über dem Durchschnitt der aktuellen Klimanormalperiode 1991-2020 (3,1 °C; Abweichung: 2,5 Kelvin). Damit belegt der Dezember 2023 Rang 4 der wärmsten Dezembermonate seit Beginn der Aufzeichnungen.

Der Dezember 2023 fiel mit einer Niederschlagssumme von 161 l/m² auch deutlich zu nass aus. Er lag sowohl über dem Durchschnitt der Referenzperiode 1961-1990 (88 l/m²), als auch dem der aktuellen Klimanormalperiode 1991-2020 (87 l/m²). Dies entspricht positiven Abweichungen von 83 bzw. 85 Prozent. Der Dezember 2023 landet damit auch auf Platz 4 der niederschlagsreichsten Dezembermonate seit Beginn der Aufzeichnungen.

Mit nur 22 Sonnenstunden lag der Dezember im vierten Jahr in Folge unter den Werten der Referenzperiode 1961-1990 (37 h) und der aktuellen Klimanormalperiode 1991-2020 (41 h). Dieser Dezember ordnet sich auf Rang 12 der sonnenscheinärmsten Dezembermonate seit Beginn der Aufzeichnungen 1951 ein.

Im Vergleich zum Vorjahr wurden an beiden beobachteten Messstationen deutlich weniger kältebedingte Kenntage erfasst. Mit Werten von jeweils drei und fünf betrugen die Frosttage sowohl in Köln als auch in Warstein nur etwa ein Drittel der Vorjahreswerte. Eistage wurden an der Kölner Station in diesem Dezember keine gemessen, wohingegen die Warsteiner Station, ebenso wie im Jahr zuvor, zwei Eistage verzeichnete. Die Tiefsttemperaturen lagen an beiden Stationen jeweils rund 5 bzw. 4 Grad höher als im letzten Jahr. Insgesamt fiel somit die Temperaturamplitude wesentlich geringer aus als 2022, da wiederum die Tageshöchsttemperaturen an beiden Stationen jeweils ca. 5 Grad unter den Vorjahreswerten lagen.

Alle weiteren Werte, Tabellen und Grafiken zum Dezember 2023 finden Sie im kompletten Witterungsverlauf.

Was die einzelnen Monatsbilanzen bereits erahnen ließen, hat sich letztlich bestätigt: das Jahr 2023 war ein Jahr der Witterungsrekorde. Anders als im Vorjahr war die Witterung extrem feucht und zahlreiche Starkregenereignisse führten in vielen Regionen Deutschlands zu Hochwasser und Überflutungen.

War bisher noch das Vorjahr das bisher wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, so hat auch das Jahr 2023 dem Land noch einmal den bestehenden Höchstwert für NRW von 11,2 Grad Celsius beschert und sich gemeinsam mit dem Jahr 2022 als Temperatur-Spitzenreiter etabliert. Dabei wurde dieser Wert aufgrund eines kontinuierlich hohen Temperaturniveaus ohne größer ausgeprägte Hitzewellen erreicht. Im bundesweiten Vergleich landete NRW dieses Jahr hinter dem Saarland auf Platz 2 der Bundesländer mit den höchsten Durchschnittstemperaturen. Wie auch im Jahr zuvor lagen in NRW die mittleren Temperaturen eines jeden Monats über den jeweiligen Monatswerten der langjährigen Referenzperiode 1961-1990 (siehe Jahresbilanz des Witterungsverlaufes 2023). Im Vergleich mit der aktuellen Klimanormalperiode (1991-2020) fielen vor allem September und Dezember überdurchschnittlich warm aus. Somit setzt  sich der Temperaturanstieg in NRW auch 2023 weiter fort.

Mit einer durchschnittlichen Jahresniederschlagssumme von sage und schreibe 1198 Millimetern fiel in NRW seit 1881 noch nie so viel Niederschlag wie in diesem Jahr. Alle anderen Bundesländer waren deutlich trockener, so dass 2023 auf Bundesebene lediglich Platz 6 belegt. In diesem Jahr fielen die monatlichen Niederschlagswerte, abgesehen von Februar, Mai und Juni mit teils nur sehr geringen negativen Abweichungen, in allen anderen Monaten nasser aus als der Referenzzeitraum 1961-1990. Das Jahr 2023 bildet somit einen scharfen Kontrast zu der allgemeinen Entwicklung der vergangenen Dekade hin zu trockeneren Verhältnissen sowie zu den Mittelwerten der Zeiträume 1961-1990 und 1991-2020.

Die Sonne hielt sich dieses Jahr in NRW im bundesweiten Vergleich sprichwörtlich eher bedeckt. Mit einer Gesamtanzahl von 1653 Sonnenscheinstunden war NRW das sonnenscheinärmste aller Bundesländer. Dennoch lag der diesjährige Gesamtwert immer noch deutlich über den Mittelwerten der Referenzperiode (1961-1990: 1440 h) und der aktuellen Klimanormalperiode (1991-2020: 1573 h). Die mit Abstand meisten Sonnenscheinstunden gab es im Juni, im Vergleich zum Vorjahr fielen insbesondere die Herbstmonate Oktober und November relativ trüb und sogar unterdurchschnittlich aus. 

Zu guter Letzt folgt noch ein Überblick über die Kenntage im Jahr 2023. Insgesamt wurden an der Kölner Station fast doppelt so viele hitzebezogene Kenntage (Sommertage, Heiße Tage) verzeichnet wie in Warstein, bei den Tropennächten waren es sogar dreizehnmal so viele! Auch bei den Frosttagen traten die klimatischen Unterschiede zwischen den beiden Stationen deutlich zu Tage: in der Kölner Innenstadt wurden im ganzen Jahr lediglich neun Frosttage erfasst, an der Warsteiner Station dagegen mit 41 Frosttagen mehr als viermal so viele. Die ungewöhnlich milden Temperaturen führten dazu, dass die Kölner Station im Jahr 2023 keinen einzigen Eistag verzeichnete, die Station in Warstein dagegen vier.

Eine Übersichtstabelle für 2023 sowie die dazugehörigen Grafiken finden Sie in der kompletten Jahresbilanz.

Eine Übersicht zur Einordnung aller Monatswerte aber auch des Gesamtjahres und der Jahreszeiten, basierend auf den Daten des DWDs, finden Sie hier.

Inzwischen ist es Tradition, dass wir die Klimaentwicklung in Nordrhein-Westfalen auch grafisch mit Hilfe der beliebten Warming und Precipitation Stripes aufbereiten. Nach Auswertung aller Daten für 2023 stehen diese in der NRW-Version ab sofort auch wieder zum Download zur Verfügung. Die Klimastreifen finden Sie in den Formarten JPG, PDF und SVG unter den Infomaterialien im Servicebereich des Klimaatlas.

Darüber hinaus bereiten wir diese auch wieder individuell für die Städte und Gemeinden aber natürlich auch Kreise auf. Wer die Warming und/ oder Precipitation Stripes für seine Kommune beziehen möchte, schreibt bitte eine Mail an klimaatlas@lanuv.nrw.de oder nutzt das neue Kontaktformular des Klimaatlas. Alle bereits bestellten Stripes werden ab der KW 5 per E-Mail versendet.

Wir freuen uns immer wenn der Klimaatlas oder einzelne Karten des Klimaatlas auf anderen Internetseiten oder Portalen verlinkt werden. Gerade in speziellen Situationen wie der gerade stattgefunden Hochwasserlage besteht insbesondere der Bedarf einzelne Themenbereiche oder thematische Karten zielgerichtet zur Verfügung zu stellen. Links, die dann allgemein in den Klimaatlas oder seinen Kartenteil verlinken, führen ggf. zur Verwirrung. Daher stellen wir ab sofort alle Direktlinks zu den einzelnen Karten in den jeweiligen Kartenbegleitinformationen in der rechten Spalte zur Verfügung (siehe Markierung im Bild), damit Sie diese dort entnehmen und auf Ihrer Internetseite zielgerichtet zur Verfügung stellen können. Des Weiteren arbeiten wir an einer Lösung wie diese Karten zukünftig auch räumlich, auf Ihr Gebiet zugeschnitten, verlinkt werden können.

Rund um den Jahreswechsel und im Januar konnten wir einige weitere Indikatoren aktualisieren. Dabei handelt es sich zum einen um Nachzügler mit den Daten aus dem Jahr 2022, zum anderen konnten viele der Klimaindikatoren in den Handlungsfeldern 1 Lufttemperatur, 2 Niederschlag und 3 Sonnenschein bereits mit den Daten für 2023 versehen werden. Auch in der Kartenanwendung werden diese Daten zurzeit sukzessive ergänzt!

Mit den Daten für 2022 wurden folgende Indikatoren aktualisiert:

Im Handlungsfeld 6 Biodiversität und Naturschutz

• Indikator 6.1 Beginn der phänologischen Jahreszeiten
• Indikator 6.2 Dauer der phänologischen Jahreszeiten
• Indikator 6.3 Länge der Vegetationsperiode
• Indikator 6.4 Blühbeginn Buschwindröschen
• Indikator 6.5 Klimasensitive Pflanzenarten
• Indikator 6.6 Klimawandelbegünstigte invasive Pflanzenarten

Im Handlungsfeld 8 Landwirtschaft

• Indikator 8.3 Ertragsschwankungen

Im Handlungsfeld 9 Menschliche Gesundheit

• Indikator 9.5 Hitzebedingte Todesfälle - hier konnte die Datenlücke nach 2017 geschlossen werden!

Das komplette Handlungsfeld 17 Finanz- und Versicherungswirtschaft (im Wesentlichen noch mit Daten von 2021 aktualisiert)

• Indikator 17.1 Schadenhäufigkeit und Schadensatz in der Wohngebäudeversicherung – Sturm/Hagel (2021)
• Indikator 17.2 Schadenhäufigkeit und Schadensatz in der Wohngebäudeversicherung – Elementarschäden (2021)
• Indikator 17.3 Versicherungsdichte Elementarschäden (vorläufige Daten für 2022!)
• Indikator 17.4 Schadenhäufigkeit und Schadensatz in der Wohngebäudeversicherung – Starkregen (2021)

Deutschland ist in diesen Sommer Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft der Herren (EURO 2024). UEFA und DFB haben den Anspruch formuliert, dass Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen einen hohen Stellenwert einnehmen. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) bringt sich daher im Vorbereitungsprozess aktiv ein und steht mit der Fußball-Seite und den 10 Ausrichterstädten zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen im regelmäßigen Austausch.

Im BMUV wurde ein Bündel aus konzeptionellen Unterstützungsmaßnahmen und Förderaktivitäten im Bereich Umwelt/Klima/Nachhaltigkeit entwickelt. Mit den Aktivitäten zielt das BMUV nicht nur auf die Ausrichtung der Europameisterschaft selbst, sondern v.a. auf breite und nachhaltige Wirkungen über das Turnier hinaus: Die EURO 2024 soll als Zugpferd genutzt werden, um Umweltschutz und Nachhaltigkeit in Amateurvereinen, in der Sportinfrastruktur und bei Sportbegeisterten anzustoßen. Einen Überblick über alle Aktivitäten des BMUV zur EURO 2024 gibt es unter www.bmuv.de/EURO2024.

Als ein besonders nachhaltiges Erbe der EURO 2024 startete nun die BMUV-Trinkbrunnen-Kampagne „Ein Spiel – ein Trinkbrunnen“. Für jedes der 51 EM-Spiele finanziert das BMUV einen öffentlichen Trinkbrunnen. So soll für den Wert von Trinkwasser und von Trinkwasser als Klimaanpassungsmaßnahme sensibilisiert und auch dafür geworben werden, dass dauerhaft mehr Trinkbrunnen in deutschen Kommunen aufgestellt werden. Denn das Aufstellen von Trinkbrunnen an öffentlichen Plätzen ist ein wichtiger Beitrag der Daseinsvorsorge und zur Hitzeresilienz von Kommunen, von dem insbesondere vulnerable Gruppen, aber auch alle Einwohnerinnen und Einwohner, Fußball-Fans und Gäste profitieren.

Alle Städte, Gemeinden und Wasserversorger in Deutschland können sich für einen der 51 öffentlichen Trinkbrunnen bewerben. Gehen mehr als 51 Bewerbungen ein, wird das Los zwischen allen Bewerbungen entscheiden, die gewisse Kriterien erfüllen, wie die Zusicherungen, dass der Brunnen bis Sommer installiert werden kann und ein mindestens fünfjähriger Betrieb gesichert ist. Damit die Brunnen in ganz Deutschland installiert werden, gibt es eine Verteilung über die Bundesländer gem. Bevölkerungszahl. Jedes Bundesland erhält dabei aber mindestens 2 Brunnen.

Zum Weltwassertag am 22. März wird Bundesumweltministerin Steffi Lemke die 51 Kommunen, die gewonnen haben, bekannt geben.

Alle Infos, die Kriterien und die Möglichkeit, sich auf einen Trinkbrunnen zu bewerben, finden Sie unter www.euro-trinkbrunnen.de. 

Das Projekt HDE-adapt, welches sich mit der Klimafolgenanpassung im Einzelhandel befasst, veranstaltet im Februar und März eine vierteilige Webinarreihe unter dem Titel "Risiken vermeiden, Chancen nutzen". Die Anmeldung erfolgt über die entsprechenden Veranstaltungsseiten.

Der Start ist am 07. Februar 2024 mit der Veranstaltung "Hitze, Starkregen, Überflutungen: Wie kann sich der Einzelhandel vor dem Klimawandel schützen?"

Hier eine Übersicht über die weiteren geplanten Veranstaltungen:

• Teil 2 Klimawandel: Wie erkenne ich die spezifischen Risiken und Chancen für mein Einzelhandelsunternehmen? am 21. Februar 2024
• Teil 3 Welche Maßnahmen kann ich ergreifen, um Schäden für mein Einzelhandelsunternehmen zu verhindern? am 06. März 2024
• Teil 4 Nachhaltigkeit: Wie verankere ich langfristig Strategien und Maßnahmen zur Klimaanpassung im Geschäftsprozess? am 20.März 2024

Die Anmeldung erfolgt für jede Teilveranstaltung einzeln.